Bericht: Jutta Syberberg
Die Gruppe „Kunst und Kultur“ traf sich am letzten Sonntagmittag 15.10.2023 am Horremer Bahnhof.
Leicht verfroren aussehend und mit Regenkleidung oder -schirmen ausgestattet, da ausgerechnet an diesem Sonntag der Herbst wohl beschlossen hatte, dem blöden Sommer endlich den Stuhl vor die Tür zu stellen und pünktlich zum Ferienende seinen Dienst zu beginnen.
Dennoch waren wir alle hochmotiviert und keineswegs davon abzuhalten, den Zug nach Hennef zu besteigen, um dort, genauer gesagt in der Kirche St. Simon und Judas, einen ganz besonderen Erntedank-Teppich zu besichtigen, der dort bis Ende Oktober ausgelegt ist und dessen Entstehungsgeschichte an jedem Sonntag um 15:00 Uhr vom Pfarrer persönlich vorgestellt wird.
Der diesjährige Erntedank-Teppich misst 30 Quadratmeter und zeigt eine stark vergrößerte Reproduktion des Bildes „Anbetung der Könige“ von Peter Paul Rubens, entstanden im Jahr 1624 und aktuell in Antwerpen zu besichtigen. Die Wahl fiel (zufällig oder witzigerweise?) auf dieses Bild, da jemand aus dem Kreativteam, das seit sieben Jahren hier in dieser Kirche zum Erntedank mit Millionen von Körnern, Samen, Gewürzen, Blüten, Reis und Hülsenfrüchten ein Bild mit biblischem Motiv legt, ein Kamel fotografiert und angeregt hatte, einmal einen Erntedank-Teppich zu gestalten, in dem dieses Tier vorkommt.
Nach einigen Recherchen einigte man schließlich auf das Rubens-Motiv und dann begann ein langer Schöpfungsprozess von ca. 50 Tage bzw. 400 Arbeitsstunden, an dem insgesamt 14 Personen beteiligt waren, 4 davon -und diese Information zauberte einigen von uns Netzwerkerinnen ein verständnisvolles Lächeln ins Gesicht- mehr bei der Planung und Theorie, da Knie- oder ähnliche Gelenkprobleme sich bei der praktischen Ausführung als Hindernis erwiesen.
Eine besondere Herausforderung war, laut Pfarrer Lahr, diesmal bereits das Motiv, denn nicht nur die Kamele mussten gestalterisch bewältigt werden, sondern auch die Darstellung von insgesamt 18 Personen mit unterschiedlichen und z.T. sehr markanten Gesichtszügen! Ein wenig kompliziert war ebenfalls, mit den zur Verfügung stehenden Materialien die Farbtöne des Originals möglichst gut nachzuempfinden. Für das rote Kleid der Maria kamen zum Beispiel rote Pfefferkörner und Bohnen zum Einsatz, bei hellen Abschnitten verwendete man Reis, der auch durch die unterschiedlichen Körnergrößen ein wenig mehr Plastizität andeutete, Rapskörner für die Konturen usw. usw.
Nach der offiziellen Präsentation lud die Pfarrei noch zu Kaffee und Kuchen im Pfarrheim ein und bot den Besuchern somit die Möglichkeit, sich über das Gesehene auszutauschen oder den sehr netten „Gastgebern“ noch weitere Fragen zu stellen. Übrigens waren einige doch sehr überrascht und erfreut, dass der Ruf des Erntedankteppichs sogar Menschen aus dem (so weit entfernten? 😊) Kerpen angelockt hatte.
Aber ich denke, unsere Gruppe war trotz des Wetters sehr zufrieden mit dem Besuch in Hennef und der Besichtigung des Erntedank-Teppichs war.