Fast 1000 Jahre Kloster und Kirchengeschichte - Die Abtei Brauweiler [Kerpen]

vom 18.04.2018

Bericht: Otto Wintel

Am 18. April besuchten 13 Netzwerkerinnen und Netzwerker der Gruppe „Köln erkunden“ bei herrlichem Sonnenschein die Abtei Brauweiler. Um 11:30 Uhr wurde die Gruppe von Herrn Haase empfangen und bei einer Führung in die Geschichte der Abtei eingewiesen.

 Um 991 fand auf dem damals bestehenden Hofgut, das im Besitz des Pfalzgrafen Hermann I war, die Hochzeit zwischen dem Pfalzgrafen Ezzo-Ehrenfried, einem Sohn Hermanns I., und Mathilde, einer Tochter von Kaiser Otto II., statt.

In dieser Zeit war es für den reichen Adel üblich, Klöster und Kirchen bauen zu lassen. Bei einer Wallfahrt nach Rom erhielten Ezzo und Mathilde von Papst Benedikt VIII. Reliquien und ein Kreuz zur Gründung eines Klosters. Als Gründungsort wurde wohl deshalb Brauweiler ausgewählt, weil es sich hier um Eigenbesitz der pfalzgräflichen Familie handelte.

Am 14. April 1024 erreichten sieben Mönche Brauweiler und begannen mit dem Bau des Klosters. Die Kirche selbst wurde etwa 26 Meter nördlich dieser Kapelle errichtet.

Richeza, die älteste Tochter des Gründerpaares und Gemahlin des polnischen Königs Mieszko II. legte den Grundstein für eine neue Kirchenanlage, die die erste Abteikirche St. Nikolaus ersetzte und deren Grundriss durch Grabungen wieder entdeckt werden konnte.1135 beginnt dann unter Abt Aemilius der dritte, heute noch bestehende Bau, von Kirche und Kloster. Die Arbeiten dauerten bis nach 1200, wobei Teile des Vorgängerbaus der Kirche verwendet worden sind.

Die vierflügelige barocke Hofanlage, die von der Ehrenfriedstraße zu bewundern ist, entstand ab 1780.

Nach der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts erlebte die Abtei eine wechselvolle Geschichte. Die romanische Klosterkirche St. Nikolaus wurde 1809 zur Pfarrkirche erklärt. Die ehemalige Klosteranlage hingegen wurde zuerst als Bettleranstalt, danach u.a., zur Zeit der preußischen Herrschaft, als Arbeitsanstalt für die Rheinprovinz genutzt. Von 1933 - 1944 wurde sie zeitweise als Konzentrationslager und Gefängnis der Kölner Gestapo genutzt. Der wohl bekannteste Gefangene war Konrad Adenauer. Ein Fenster in der Kirche erinnert daran.

 Da die Kirche nicht „geplündert“ wurde, sind im ihrem Innenraum viel alte und wertvolle Gegenstände zu besichtigen.

Im Eingangsbereich der Kirche fällt zunächst das Stifterbild von 1657 an der rechten Turmwand auf. Auf dem Gemälde sind u.a. das Stifterpaar mit dem Kirchenmodell und seine zehn Kinder, unter ihnen auch Richeza, zu sehen, außerdem die Heiligen Benedikt und Nikolaus.

Erhaltene Fresken aus dem 14. Jahrhundert an den Langhauspfeilern zeigen überlebensgroße Heiligenfiguren, Apostel und den Heiligen Benedikt.

Aus dem 12. Jahrhundert stammt die ehemals farbig gefasste Holzskulptur des Heiligen Nikolaus, dem die Kirche geweiht ist.
Der ausgehöhlte Körper des Bildwerks diente auch als Behältnis für Reliquien.

Die Beichtstühle, das Chorgestühl und der monumentale Orgelprospekt mit Empore an der Westwand gehören zur barocken Ausstattung.

Im südlichen Seitenschiff befindet sich der Antoniusaltar aus dem Jahr 1552. Dort befindet sich auch das Stiftergrab in einer rundbogigen Nische in der Wand. Hierher wurde das ursprünglich freistehende Hochgrab bei der barocken Umgestaltung 1667 verlagert.

Von 1561 stammt der Michaelsaltar aus Kalkstein im nördlichen Querschiff.
Die Kirchenfenster aus alter Zeit wurden durch Kriegseinwirkungen fast alle zerstört. Im Querschiff und im nördlichen Seitenschiff sind Fenster von 1902 erhalten geblieben.

Die Abtei Brauweiler gehört heute mit der Nikolauskirche, dem mittelalterlichen Kreuzgang und den prachtvollen barocken Abteigebäuden wohl zu den schönsten noch erhaltenen Klosteranlagen des Rheinlands.

Nach gut 90 Minuten endete eine äußerst informative und interessante Führung, die hier nur in kurzer Form wiedergegeben werden konnte. Auf jedem Fall lohnt sich ein Besuch.

 

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